Menschliches, Allzumenschliches: Nachruf auf den großartigen Freund und Kunstmenschen Dr. Gerhard Charles Rump (1947-2020)

von Bettina Krogemann

Mit Charles am 14. Oktober 2006 auf der Frieze in London. Foto: Krogemann
Mit Charles am 14. Oktober 2006 auf der Frieze in London. Foto: Krogemann

 

Charles, Du warst ein Mensch, der sich gerne von Freunden persönlich verabschiedete, wenn es hieß, sie müssen bald von uns gehen. Am 27. Juli 2020 bist Du so plötzlich für immer eingeschlafen, dass niemand von Deinen vielen Freunden und Weggefährten, für die Du ein ganz besonderer Mensch warst, das hätte machen können: Dir eine gute letzte Reise wünschen. Schmerzhaft jetzt, obwohl Du es warst, der unser Leben mit Witz, Geist und einem unermüdlichen – sprachlichen – Humor enorm bereichert hast. Du warst so gesellig. So einen Menschen will sich niemand wegdenken, der Schock sitzt tief.

 

Kaum ein nationales oder internationales Kunstevent war Dir fremd. In Deiner enorm quirligen Zeit als Ressortleiter des Kunstmarkt der Tageszeitung Die Welt traf man Dich fast immer irgendwo an, egal auf welchem Kontinent es war. Auf einem solchen Event hatten wir uns vor über 20 Jahren besser kennen und schätzen gelernt. Das war die von Dir gern besuchte TEFAF in Maastricht und ich erinnere mich an einen sehr langen Abend mit ausführlichen Gesprächen, gutem Essen und ebensolchen ausgesuchten Rotweinen. Ab dieser Zeit hatten wir regen Kontakt, ab 2005 wurde ich schließlich Deine Autorin und es hat mir unendlich großen Spaß gemacht mit Dir zu arbeiten. Es war menschlich, es war stimulierend, oft sehr spontan, Du hattest tolle Freunde, sie alle schätzten Dich unendlich hoch ein.  Wir haben zusammen mit ihnen unvergessliche Feste gefeiert und wir zwei sind mitunter auf die angesagtesten Kunst-Partys in London, Madrid, Berlin oder sonst wo gegangen. Wir waren zusammen auf Reisen, ansonsten konnte ich Deine Eindrücke von den vielen Ländern, die Du besucht hast, auf den Seiten der Zeitungen nachlesen. Das alles war eine große Bereicherung für mein Leben, so wie Du als Mensch eine solche auch für Deine Freunde gewesen bist.

 

Die Liste Deiner wissenschaftlichen Publikationen ist ab Ende der 1970er Jahre stetig gewachsen und noch jetzt hattest Du unveröffentlichte Manuskripte gefunden. Das Themenspektrum reichte vom 18. Jahrhundert bis zu den Zeitgenossen, dazu kamen zahlreiche kunsttheoretische Schriften https://www.worldcat.org/search?qt=worldcat_org_all&q=gerhard+charles+rump. 2018 konnten wir gemeinsam ein Buch für den Hirmer Verlag in München mit dem Titel ‚About Black and Color‘ zu den aktuellen Arbeiten der Malerin Brigitte Siebeneichler veröffentlichen – auch das war wie stets eine erquickliche Zusammenarbeit.

 

Charles, Du warst Familienvater und Großvater. Die Gedanken Deiner Freunde sind jetzt  bei Deinen Angehörigen.

 

Du warst dazu ein echter Bonvivant. Dem schönen Geschlecht sehr zugeneigt, widmetest Du Dich der Fotografie und es entstanden lange Zyklen zu Märchen, intime Einblicke in die unbekannten Seiten, die weibliche Wesen haben können, wenn man versteht, ihnen diese zu entlocken. Zu Deiner sinnlichen Seite gehörte außerdem die Kulinarik und der Genuss. Flog ich in eine Stadt, die ich noch nicht kannte, so hattest Du für mich die originellsten Restaurantlisten parat und zwar sofort. Ich wusste dann auch genau, welche Speisen ich vor Ort zu bestellen hatte. Du kanntest alle großen Galerien unseres Globus und die alte wie junge Kunstgeschichte ohnehin. Die Kunstwelt war ein großer Teil Deines Lebens, Du hast ihr viel gegeben als Mensch, als Kenner, als Autor und sie wird Dich sehr vermissen. Im Juli hast Du mir noch Texte gesendet für meinen Blog – Danke. Sie werden auf jeden Fall noch erscheinen, weil ich weiß, dass Dir das immer Freude gemacht hat, Menschen Deine Gedanken mitzuteilen.

 

Ich wünsche Dir eine ganz schöne allerletzte Reise und hoffe, es geht Dir gut dort, wo Du jetzt bist. Hier auf Erden wird noch lange Zeit an Dich gedacht.