Ausstellung im Belvedere: 'Klimt und die Antike - Erotische Begegnungen'

von Bettina Krogemann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gustav Klimt, Die Poesie (Detail Beethovenfries), 1901/02. © Belvedere Wien. Foto: Courtesy Belvedere Wien.

Dass die Kunst der Antike für viele Artefakte in der Neuzeit, in der Moderne und der Gegenwart inhaltlich Pate stand, ist unbestritten. Beschäftigte sie sich, auch wenn sie einem polytheistischen Weltbild zu folgen hatte, doch immer mit dem Menschen an sich. Nun zeigt das Belvedere, Wien, in seiner Orangerie in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum die Ausstellung 'Klimt und die Antike - Erotische Begegnungen'. Mit einem interdisziplinären Ansatz geht der Kurator Tobias Natter unter Mitwirkung von Stephanie Auer diesem ambitionierten Thema nach und stellt einen faszinierenden Dialog zwischen dem Werk von Gustav Klimt als Vertreter der Wiener Moderne und der antiken Kunst der Magna Graecia auf. Kunstgeschichte und Archäologie gehen so Hand in Hand. Die Ausstellung ‚Klimt und die Antike - Erotische Begegnungen‘ wurde am 23. Juni 2019 eröffnet und war über die Sommermonate hinweg noch bis zum 8. Oktober zu sehen.

 

Die Kunst der Antike war für Gustav Klimt (1862 – 1918) während seiner gesamten künstlerischen Laufbahn eine wichtige Inspirationsquelle. Doch wandelte sich sein Antikenverständnis im Laufe seines Lebens. Erste Einflüsse zeigen seine dekorativen, allegorischen, vom Historismus geprägten Fresken im Wiener Burgtheater oder im Kunsthistorischen Museum. Dort treten vor allem motivische Details auf, die seine Kenntnis der altertümlichen Kunst belegen. Seine Werke aus der Zeit nach 1900 bezeugen, dass er nun auch den „Geist der Antike“ verinnerlicht und in seine eigene moderne Formensprache übertragen hatte.  Dazu führt die Generaldirektorin des Belvedere, Stella Rollig, aus:  „In Klimts Oeuvre finden sich an unvermutet vielen Stellen Reminiszenzen an die Antike, die sich teilweise erst auf den zweiten Blick offenbaren. Die Ausstellung verfolgt die spannende, in der Kunstwissenschaft viel diskutierte Frage nach dem Unterschied zwischen bewusster Anleihe und unbewusster ‚Migration der Form‘. Das Dekor einer antiken Vase entpuppt sich als formverwandt zu einer Zeichnung von Klimt, und diese Entdeckung kann Funken der Erkenntnis schlagen.“

 

Einen Höhepunkt der Ausstellung bildet die 1907 mit Zeichnungen von Gustav Klimt illustrierte Neuauflage der Hetärengespräche des Lukian. Der Originaltext des außergewöhnlichen Erotikons, dessen Bedeutungsebenen und Referenzen vielschichtig und zeitlos sind, stammt von dem spätantiken Autor Lukian von Samosata (um 120-185 n. Chr.). In 15 Dialogen unterhalten sich Hetären über alltägliche Sorgen und Nöte ihrer Existenz als Gunstgewerblerinnen, deren sozialer Status weit über dem von gewöhnlichen Prostituierten lag. Die Übertragung des Textes für die Neuauflage 1907 fertigte der Wiener Schriftsteller Franz Blei an. Verlegt wurde das mit 15 freizügigen Zeichnungen Gustav Klimts illustrierte Buch von Julius Zeitler, der wiederum Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätten mit der äußeren Gestaltung beauftragte.  In der Orangerie sind insgesamt 13 Luxuseditionen des Erotikons zu sehen sein, das zu den schönsten Büchern des europäischen Jugendstils zählt.

 

Das Buch entstand zu einer Zeit, als sich Gustav Klimt vom gefeierten Shootingstar der Belle Epoque zum Bannerträger der Moderne profilierte. Die Illustration des Erotikons war ein erstes Going Public seiner erotischen Papierarbeiten, das nicht bei allen Kritikern auf Gegenliebe stieß. Eher sehr ausgesuchte Persönlichkeiten aus der Kunstszene erwarben Ausgaben davon, darunter der Künstler Koloman Moser, der Kritiker Herrmann Bahr, der Sammler Karl Ernst Osthaus und die Schriftstellerin Berta Zuckerkandl.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Zur Ausstellung erscheint eine Buchpublikation im Prestel Verlag München: 'Klimt und die Antike - Erotische Begegnungen', Hrsg. Stella Rollig und Tobias G. Natter,  256 Seiten, 23,5 x 29,7 cm,

163 farbige Abbildungen, 33 s/w Abbildungen.

ISBN: 978-3-7913-5698-3. Preis € 39,95.

Foto: Prestel Verlag

 

 

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Museums: www.belvedere.at