Vom rechten Wege: Freigeistige Waldgedanken von Manuela Engel-Dahan

Eine Buchbesprechung von Gerhard Charles Rump (postume Veröffentlichung)

 

Foto: Krogemann
Foto: Krogemann

Goethe fand auf einem Waldspaziergang eine Blume, die er mitnahm und in seinen Garten pflanzte. Manuela Engel-Dahan geht auch in den Wald, findet dort aber Gedanken, die geistige Positionsbestimmungen darstellen. Dazu fotografiert sie die Situationen, die im Hintergrund ihres Nachdenkens stehen. Es handelt sich nicht um Gedichte in klassischer Manier, auch wenn es nicht wie Prosa gesetzt ist, sondern in Zeilenfall. Im Zentrum stehen poetische und existenzielle Gedanken und ihre weiteren Verbindungen, und bei der Lektüre entsteht nach und nach ein Zauberbild eines individuellen Kosmos' ,der sich ins Allgemeine, vielleicht sogar Verbindliche weitert.  Ein Beispiel: "Selbst-Zweifel / sind wie / Gedankenböller, /kein buntes Farbenfeuerwerk, / eher dumpfe Nebelschweifer, / …" Die Sprache hetzt nicht, sie entschleunigt, und im langsamen Begreifen gelangen die Dinge zur Klarheit: "Es ist immer jetzt, /deshalb ist es / nie zu spät, / …"  Manchmal erinnert die Diktion an die so weidlich unterschätzten Gedichte von Friedrich Nietzsche, ohne eine gemeinsame Wort-Ikonographie zu bilden, aber man spürt das nicht-naive, das bewusste Staunen, das den Urgrund aller Philosophie verkörpert.

 

Buchempfehlung von Gerhard Charles Rump: Manuela Engel-Dahan: Freigeistige Waldgedanken. Band 1. Siehst Du ihn, den rechten Weg? (LICHTpunkte; 143); Gelnhausen: Triga, ISBN 978-3-95828-222-3, 19,80-22 Euro